Danwood House Family

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MEINE FAMILIE BEIM ABENDESSEN

31.07.2013
von: Danwood Danwood

Offene Küchen, große Tische, kommunikative Kochinseln – sie zieren fast jedes neue Haus und könnten ein altes Ritual neu beleben. Ein Plädoyer für die gemeinsame Familienmahlzeit, die weit mehr als nur ein Essen in Familie ist.

Als mein älterer Sohn um die 20 war und seine damalige Freundin Julia hin und wieder Gast an unserem Tisch, überraschte sie mich eines Abends sehr nachhaltig „Ich finde es so toll, dass ihr hier gemeinsam sitzt und esst.“ Ihre Freude ob dieser  Selbstverständlichkeit konnte ich in diesem Moment nicht recht nachvollziehen.  Was war an unserem Abendessen so besonders? Oft blieb die Küche kalt, selten habe ich gekocht. Nach einem langen Arbeitstag musste sich der Aufwand in Grenzen halten.

Warum hatte unser unspektakuläres Abendmahl so eine Wirkung auf Julia? Es war einfach, aber eigentlich traurig: Ein gemeinsames Am-Tisch-Sitzen-zum Essen kannten sie und ihre Schwester nicht, höchstens mal am Wochenende. Sowohl die Töchter als auch die Eltern gingen einfach an den Kühlschrank, wenn sie Hunger hatten. Jeder aß für sich allein. Ob Julias Bulimieerkrankung in direktem Zusammenhang damit stand, vermag ich nicht zu sagen.

Als mein älterer Sohn Ende zwanzig war und das erste Mal seine jetzige Frau, eine Spanierin, mit nach Hause brachte, war es Winter. Wir saßen am ersten gemeinsamen Abend lange am Tisch, aßen, sprachen, tranken Wein.  Carmen sagte nach einigen Stunden: „Ich finde es unglaublich angenehm, dass wir hier zusammen sitzen und uns unterhalten und der Fernseher die ganze Zeit aus ist. Bei uns zu Hause läuft er ununterbrochen am Tisch.“

Als ich Kind war, gehörten gemeinsame Abendessen mit Eltern und Bruder ebenfalls zum Familienalltag. Diese Tischrunde aber wurde bei uns stets zum Tribunal. Mein jüngerer Bruder stellte dies und das an, aber verantwortlich wurde ich als „die Ältere und die Vernünftigere“ gemacht. Diskussion zwecklos. Als ich älter war, hörte ich an diesem Tisch sehr oft einen Satz: „So lange du deine Füße unter unseren Tisch stellst, bestimmen wir.“ Ich hatte sehr fürsorgliche Eltern,  aber die Gedanken an die alltäglichen Diskussionen bei Tischverursachen nach Jahrzehnten noch ein Ziehen in der Magengegend.

Drei sehr persönliche Erinnerungen an Abendessen in der Familie. Rückblickend wird klar, welchen Einfluss sie auf das eigene Leben oder auf die Entwicklung der eigenen Kinder haben.

Gemeinsame Mahlzeiten planen

Sowohl mein Mann als auch ich waren beruflich immer sehr eingespannt. Auch die Kinder hatten ihre Termine. Nicht täglich klappe es mit der Familienrunde am Esstisch. Aber so oft es sich nur einrichten ließ, aßen wir gemeinsam. Die Zeit wurde morgens festgelegt. Wir sprachen über den Tag, natürlich auch über Arbeit und Schule. Wir hörten den Kindern zu, waren neugierig, durften ihre Erlebnisse teilen. In der Pubertät waren die Jungs eher maulfaul, aber dank des 6jährigen Altersunterschiedes sprach zumindest immer einer der Nachkommen.

Drei Dinge allerdings waren beim Essen tabu: der pädagogische Zeigefinger, Machtdemonstrationen und Fernsehen. Die Kinder sollten das Essen und die Zeit genießen, nicht unter Druck gesetzt und nicht abgelenkt werden.

Nach dem Umzug ins neue Haus wiesen auch wir unserem Fernseher einen perfekten Platz zu, um sowohl von der Sofaecke als auch vom Esstisch aus einen guten Blick auf die Flimmerkiste zu haben.  Immer öfter gerieten wir in Versuchung, doch wenigstens die Nachrichten beim Essen anzuschauen. Da diese nicht unbedingt bekömmlich waren und zudem die Kommunikation einschränkten, wurde kurzerhand umgeräumt, fernsehen beim Essen nicht mehr möglich.

So konnten sich beim Essen ganz andere Effekte entfalten: Kinder erlernen in der gemeinsamen Tafelrunde Tischsitten und Konversation. Ihr Sprachschatz wird aktiviert, im besten Fall erweitert. Sie fühlen sich erhört, geborgen, verstanden und akzeptiert. Sie erleben sich als Mitglied einer Gemeinschaft, und es erwächst emotionale Stärke und ein gesundes Selbstbewusstsein daraus.

Essen in Familie hält gesund

Doch das Essen in der Familie wirkt sich auch ganz unmittelbar auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen aus. Eine Untersuchung der Universität Illinois wertete2011 die Ergebnisse von 17 Studien mit insgesamt 182.836 Kindern und Jugendlichen aus und untersuchten die Frage, inwieweit regelmäßige Mahlzeiten mit den Eltern Auswirkungen auf die Gesundheit der Kinder haben. Das Ergebnis überraschte nicht: Junge Menschen, die wenigstens dreimal in der Woche mit ihren Eltern aßen, waren weniger übergewichtig, ernährten sich gesünder und hatten ein geringeres Risiko für Essstörungen. Diese Kinder frühstückten auch öfter im Vergleich zu Single-Essern und verzehrten bei den Mahlzeiten mehr Obst und Gemüse als diejenigen, die selten oder kaum mit ihren Eltern gemeinsam essen. Das Risiko, übergewichtig zu werden, lag bei nur 12 Prozent. Vermutlich essen die Kinder in Gemeinschaft mit der Familie gesündere Sachen und weniger Fertiggerichte, Fast-Food und Süßes.

Meine Söhne haben mittlerweile ihre eigenen Familien. Sie lieben gutes Essen, und sie können es sogar selbst kochen. Wenn wir uns treffen, genießen wir vor allem unsere gemeinsamen Mahlzeiten. Ach was, wir zelebrieren sie! Das haben wir vor vielen Jahren an unserem Abendbrottisch ohne wissenschaftlichen Hintergrund und einfach aus dem Gefühl heraus, dass es gut für uns ist, begonnen...

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